GESCHICHTE
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts, als weltweit der Motorsport aufkam, galt für Fans dieser Sportart die Britische Insel Isle of Man als „das“ Mekka des Motorradsportes. Seit 1907 finden dort unter dem Namen „Tourist-Trophy“, oder kurz „T.T.“ waghalsige Straßenrennen statt. Das Rennen gilt als ältestes, gefährlichstes und umstrittenstes Rennen der Welt. Gefahren wird es auf dem öffentlichen Straßennetz, damals schlechte, nur mangelhaft abgesicherte Sandstraßen.
Bald kam der Gedanke auf, diese Rennen auch am europäischen Festland durchzuführen und so gab es ab 1924 in Ungarn eine T.T., in den Niederlanden ab 1925, in der Tschechoslowakei und in Schweden ab 1926 sowie in Spanien ab 1932. Österreich war das erste Land am europäischen Festland, welches bereits 1923 eine klassische T.T. auf einem eigens dafür ausgesuchten Rundkurs austrug. Für dieses Motorradrennen wurde damals Breitenfurt bei Wien als Austragungsort ausgewählt. Die Strecke, welche bei der Ausschreibung mit 20 Kilometer Länge angegeben wurde, musste insgesamt 15 Mal zurückgelegt werden, was einer Gesamtstreckenlänge von rund 300 Kilometer entsprechen sollte. Zur Förderung der Entwicklung von Tourenmotorrädern waren nur handelsübliche Maschinen zum Start zugelassen. Beim ersten Rennen 1923 starteten am Breitenfurter Rundkurs 28 Fahrer in drei Klassen, nur 17 von ihnen kamen auch ins Ziel.
Noch zum Namen dieses Rennens: Es wurde überall nur von der „Tourist Trophy“ gesprochen und geschrieben, obwohl dieses Rennen gar nicht so hieß. Und das aus einem einfachen Grund: die Veranstalter des Rennens auf der Isle of Man beharrten auf ihrem Urheberrecht und der Einzigartigkeit des Namens. So wurde für Österreich der Name „Touren Trophäe“ gewählt, so ist es auch am Plakat der Einladung zum ersten Rennen 1923 zu lesen. Jeder sprach aber weiterhin von der österreichischen Tourist Trophy, oder einfach der „T.T.“.
Während das erste Rennen im Jahr 1923 von der "Wiener Motorsportlichen Herrenfahrervereinigung" ausgetragen wurde, stand das zweite Rennen im Jahr 1924 bereits unter dem Schutz des „Österreichischen Automobil-Club“. Dabei sollte dieses Rennen gar nicht in Österreich stattfinden. Denn seinerzeit wurde vereinbart, dass sich die österreichische T.T. mit einer in Ungarn gefahrenen jährlich abwechseln sollte. Doch das Interesse an einem österreichischen Rennen war so groß, dass man sich entschloss, auch 1924 am Breitenfurter Rundkurs zu fahren. Für 1925 suchte man nach einer noch selektiveren Strecke, auch scheinen die Entschädigungszahlungen an die Landwirtschaft immer höher geworden zu sein, so wechselte man im Jahr 1925 auf einen Rundkurs in der Hinterbrühl. Doch diese Entscheidung war nicht gut, denn die Zuschauer hatten keinen guten Blick auf das Geschehen. Daher entschloss man sich, im Jahr 1926 wieder nach Breitenfurt zurückzukehren.
Maßgeblich für diese Entscheidung war, dass die „Österreichische Motor-Rennfahrer- Vereinigung“ (Ö.M.R.V.) in Zusammenarbeit mit Alois Schasche einen Trainingsplatz am Gelände der heutigen Siedlung „Klein-Lido“ in Breitenfurt-Ost, den man auch für die Teilnehmer der Touren-Trophäe als Fahrerlager nutzen konnte.
Allfällige Entschädigungsansprüche an die Breitenfurter Bauern wurden schon im Vorfeld geklärt, für die Zuseher wurden sogar Shuttle-Busse vom Cafe-Westend beim Wiener Westbahnhof zur Rennstrecke eingerichtet. Als man 1927 die T.T. zum vierten Mal in Breitenfurt austrug, machte man eine interessante Feststellung: die Neuvermessung der Strecke ergab, dass sie nicht wie bisher immer angenommen 20 Kilometer lang war, sondern nur 18,1. Damit wurden auch die europaweit kommunizierten sensationellen Rundengeschwindigkeiten relativiert. Man baute eine große Start- Ziel-Tribüne und eine kleinere VIP-Tribüne auf. Ein Turm für Schiedsrichter und Zeitnehmer wurde ebenso errichtet, außerdem wurde von Einzelstart auf einen fliegenden Start aller Teilnehmer umgestellt. Das Rennen entwickelte sich zu einem motorsportlichen Großereignis in Österreich. In den besten Zeiten sollen entlang der Strecke bis zu 120.000 (!) Zuschauer gestanden sein. Doch die Weltwirtschaftskrise, Streitigkeiten unter den Veranstaltern und Kostenfragen machten eine Verlegung der T.T. ab 1931 nach Wolkersdorf notwendig. 1932 wurde sie zum letzten Mal ausgetragen.
Im Jahr 1948 versuchte man, das Rennen unter einem anderen Namen auf einem verkürzten Rundkurs wieder nach Breitenfurt zu bringen - vergeblich. Seit 1985 führt der Motorrad-Veteranen- Club-Mödling (VMCM) ein Gleichmäßigkeitsrennen für historische Motorräder auf der ehemaligen Strecke der T.T. durch.